Energieautarke Feuerwehrhäuser: Ein Weg zu mehr Sicherheit und Nachhaltigkeit
„Ein Stromausfall hätte verheerende Folgen, und ein längerer Blackout könnte durchaus als Katastrophenfall bezeichnet werden.“ – Frederik Mann, Absolvent an der Hochschule Burgenland für nachhaltige Energiesysteme.
Stromausfälle, insbesondere großflächige Blackouts, sind eine ernstzunehmende Bedrohung für unsere moderne Gesellschaft. Besonders in Krisensituationen sind Feuerwehren eine zentrale Stütze. Doch auch sie benötigen Strom, um einsatzbereit zu bleiben. Ohne Strom funktionieren keine Kommunikationssysteme, keine Notbeleuchtung, keine technischen Geräte. Ein Konzept, das im Burgenland vorgestellt wurde, könnte die Lösung bieten: überdimensionierte Photovoltaikanlagen (PV) und Batteriespeicher auf Feuerwehrhäusern. Die Ergebnisse einer Masterarbeit von Frederik Mann zeigen, wie Feuerwehren unabhängig von der Stromversorgung agieren können und gleichzeitig die Gemeinde nachhaltig unterstützen und dabei auch noch wirtschaftlich.
Das Konzept: Blackout-Vorsorge und alltäglicher Nutzen
Die Idee ist simpel und dennoch visionär: Feuerwehrhäuser werden mit großflächigen PV-Anlagen und überdimensionierten Batteriespeichern ausgestattet. Im Falle eines Blackouts decken diese Anlagen den Energiebedarf des Feuerwehrhauses vollständig und sichern so die Einsatzfähigkeit. Gleichzeitig wird die Anlage im Alltag genutzt, um eine Erneuerbare Energiegemeinschaft (EEG) zu betreiben.
„Man hat hohe Investitionskosten, möchte diese aber auf viele Schultern verteilen und gemeinschaftlich davon profitieren.“ – Christian Doczekal, externer Lektor an der Hochschule Burgenland und Betreuer der Masterarbeit.
Die EEG erlaubt es Feuerwehrmitgliedern, Gemeindegebäude, Betrieben und der Bevölkerung, kostengünstigen Strom aus erneuerbaren Quellen zu nutzen. Dies reduziert nicht nur die Betriebskosten der Feuerwehr, sondern stärkt auch die Gemeinschaft im Ort. Zudem trägt das Konzept zur Energiewende bei, da fossile Brennstoffe durch Solarstrom ersetzt werden.
Vorteile für Feuerwehr und Gemeinde
Das Konzept bietet gleich mehrere Vorteile – sowohl in Krisenzeiten als auch im Alltag. Im Falle eines Blackouts gewährleisten die vorgeschlagenen Photovoltaikanlagen mit Batteriespeichern die Einsatzbereitschaft der Feuerwehrhäuser. Selbst bei großflächigen Stromausfällen bleiben diese funktionsfähig. Die Feuerwehr ist dadurch unabhängig von der öffentlichen Stromversorgung und kann autark agieren, ohne auf externe Unterstützung angewiesen zu sein. Dies stellt sicher, dass wichtige Infrastruktur wie Beleuchtung, Kommunikationssysteme und technische Geräte weiterhin in Betrieb bleiben.
Im Alltag bietet das Konzept ebenfalls zahlreiche Vorteile. Mitglieder der Erneuerbaren Energiegemeinschaft (EEG) profitieren von niedrigeren Stromkosten, was insbesondere für Feuerwehrmitglieder, Gemeindebürger und lokale Betriebe attraktiv ist. Gleichzeitig sorgen die Einnahmen aus dem Stromverkauf für eine finanzielle Entlastung der Feuerwehr, da sie zur Senkung der Betriebskosten beitragen. Darüber hinaus fördert die Nutzung von erneuerbaren Energien aktiv die Energiewende und reduziert CO₂-Emissionen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls: Die EEG verbindet die Feuerwehr, die Gemeinde und die Bürger in einem gemeinsamen, nachhaltigen Projekt, das sowohl ökologischen als auch sozialen Nutzen stiftet, so Frederik Mann.
Konkrete Beispiele: Wolfau und Pinkafeld
Frederik Mann analysierte die Machbarkeit des Konzepts anhand der Feuerwehren Wolfau und Pinkafeld. Die Ergebnisse zeigen, dass es nicht nur technisch, sondern auch wirtschaftlich umsetzbar ist.
Feuerwehr Wolfau
Die Feuerwehr Wolfau verfügt über eine Dachfläche geeignet für 600 m² PV-Module und hat einen jährlichen Stromverbrauch von etwa 12.000 kWh. Ohne Batteriespeicher erreicht die PV-Anlage (130 kWp) bereits einen Autarkiegrad von 84 %. Mit einer 60-kWh-Batterie könnte das Feuerwehrhaus sogar im Worst-Case-Szenario zwei Wochen Winter mit minimaler Sonneneinstrahlung vollständig autark versorgt werden.
Feuerwehr Pinkafeld
Pinkafeld bietet für 1.100 m² PV-Modulfläche deutlich mehr Potenzial, hat aber auch einen höheren Stromverbrauch von 48.000 kWh pro Jahr. Hier liegt der Autarkiegrad ohne Batterie bei 46 %. Eine vollständige Versorgung im Blackout-Fall wäre mit einem Hybridsystem aus PV-Anlage (224 kWp), Batteriespeicher (100 kWh) und einem kleinen 11 kVA Generator möglich. Der Generator dient dabei lediglich als „Range Extender“ und springt nur bei niedrigem Batterieladestand ein.
Finanzierung: Gemeinsam investieren, gemeinsam profitieren
Ein zentrales Element des Konzepts ist die Finanzierung. Die hohen Investitionskosten für eine überdimensionierte PV-Anlage und einen Batteriespeicher können durch die Gründung einer EEG auf viele Schultern verteilt werden. Mitglieder der EEG, von Feuerwehrmitgliedern bis zu Betrieben, tragen durch ihre Beteiligung zur Kostendeckung bei und profitieren gleichzeitig von günstigem Strom.
Die Einnahmen aus dem Stromverkauf reduzieren die Betriebskosten der Feuerwehr und ermöglichen langfristig eine Amortisation der Anlage. Dies macht das Konzept wirtschaftlich attraktiv und nachhaltig, wie auch die Berechnungen für Wolfau und Pinkafeld zeigten.
Fazit: Eine Investition in Sicherheit und Zukunft
Die Kombination aus überdimensionierten Photovoltaikanlagen, Batteriespeichern und Energiegemeinschaften bietet eine innovative Lösung für die Blackout-Vorsorge. Feuerwehren werden unabhängig, Gemeinden und Feuerwehrmitglieder profitieren von günstigem, sauberem Strom, und die Energiewende wird vorangetrieben. Die Beispiele aus Wolfau und Pinkafeld beweisen, dass das Konzept nicht nur theoretisch möglich, sondern auch praktisch umsetzbar ist. Der Weg zur energieautarken Feuerwehr ist ein zukunftsweisender Schritt, der Sicherheit und Nachhaltigkeit vereint.
„Die Ergebnisse zeigen, dass dieses Konzept nicht nur machbar, sondern auch eine große Chance für unsere Region ist.“ – Frederik Mann.
Die Zeit für Veränderung ist jetzt. Machen wir die Feuerwehrhäuser zu Vorreitern in Sachen Energieunabhängigkeit und Klimaschutz. Die Masterarbeit wurde bei einem Webinar vorgestellt, das hier kostenlos zu finden ist.